Montag, 4. November 2013

Umstellungen

„Habt Ihr euch schon eingelebt?“, werden wir öfter gefragt, wenn wir Bekannte treffen.Die Frage signalisiert : diese Bekannte erkennen an, dass das Einleben in Deutschland für uns eine Aufgabe ist.Genauer gesagt ein Problem, das Zeit und Energie braucht, um bewältigt zu werden.
Dass beim Einkaufen Euros gebraucht werden und keine Mark, dass wissen wir zwar, aber 3,75 Euro ohne Zögern aus dem Beutel zu präsentieren, das fällt mir noch immer schwer. An das Kleingeld habe ich mich noch nicht gewöhnt. Und  Ziele aus dem weiteren Umfeld ohne Navi  zu erreichen, damit habe ich nach wie vor Probleme. (Ich bin nur froh, dass meine Frau jetzt das Fahren unseres Autos übernommen hat, und mir die Umstellung vom Links- auf den Rechtsverkehr erspart blieb!)
Die ersten Hürden, die es für mich zu erklimmen gab, waren : mit dem Telefon umgehen und herauszufinden, wie das Notebook online geschaltet werden kann. (Das Fotos langsamer hochgeladen werden konnten, und das Internet zeitweise gar nicht zu erreichen war, gehörte zu den ersten Kulturschocks.)
Die Erfahrung,dass die Zuverlässigkeit der Bahn in Deutschland nicht mit der Pünktlichkeit des japanischen Schienenverkehrs verglichen werden kann, die hatten wir schon vor Jahren gemacht. Leider hat sich daran immer noch nichts geändert. Lediglich eine neue Erfahrung kam dazu, nämlich, dass das Wegbringen von Gästen mit dem Auto zum Bahnhof noch dadurch komplizierter geworden ist, dass es inzwischen zwei Sorten von Parkscheinen gibt, und man im Zweifelsfall meistens den falschen Schein gekauft hat.
Den Übergang von der Sommer- zur Winterzeit haben wir schon hinter uns gebracht. Das sollte ja eigentlich nicht schwer sein, weil man eine Stunde länger im Bett bleiben kann. Aber seltsamerweise fühle ich mich trotzdem müde. Ob das mit der Dunkelheit zu tun hat, das sollen Mediziner und Psychologen austüfteln. Ich merke nur, dass die Lebensweise in Deutschland für mich gewöhnungsbedürftig ist. Überhaupt fehlt mir die Energie, die ich früher hatte. Da wären die Kisten schon längst alle ausgepackt und der Inhalt wäre eingeräumt gewesen.
Aber es scheint so, dass wir wirklich an dem Punkt angekommen seien, wo man das Leben langsamer lernen muß. Dann wollen wir damit anfangen.Mit Gottes Hilfe wird es eine gute Zeit werden. Und irgendwann fängt dann das neue Leben an, „im Lande, wo es besser ist“ , wie Matthias Claudius es nennt. Dafür lohnt es sich.