„Habt Ihr euch schon eingelebt?“,
werden wir öfter gefragt, wenn wir Bekannte treffen.Die Frage
signalisiert : diese Bekannte erkennen an, dass das Einleben in
Deutschland für uns eine Aufgabe ist.Genauer gesagt ein Problem, das
Zeit und Energie braucht, um bewältigt zu werden.
Dass beim Einkaufen Euros gebraucht
werden und keine Mark, dass wissen wir zwar, aber 3,75 Euro ohne
Zögern aus dem Beutel zu präsentieren, das fällt mir noch immer
schwer. An das Kleingeld habe ich mich noch nicht gewöhnt. Und Ziele aus dem weiteren Umfeld ohne Navi zu erreichen, damit habe ich nach wie vor
Probleme. (Ich bin nur froh, dass meine Frau jetzt das Fahren unseres
Autos übernommen hat, und mir die Umstellung vom Links- auf den
Rechtsverkehr erspart blieb!)
Die ersten Hürden, die es für mich zu
erklimmen gab, waren : mit dem Telefon umgehen und herauszufinden,
wie das Notebook online geschaltet werden kann. (Das Fotos langsamer
hochgeladen werden konnten, und das Internet zeitweise gar nicht zu
erreichen war, gehörte zu den ersten Kulturschocks.)
Die Erfahrung,dass die Zuverlässigkeit
der Bahn in Deutschland nicht mit der Pünktlichkeit des japanischen
Schienenverkehrs verglichen werden kann, die hatten wir schon vor
Jahren gemacht. Leider hat sich daran immer noch nichts geändert.
Lediglich eine neue Erfahrung kam dazu, nämlich, dass das Wegbringen
von Gästen mit dem Auto zum Bahnhof noch dadurch komplizierter
geworden ist, dass es inzwischen zwei Sorten von Parkscheinen gibt,
und man im Zweifelsfall meistens den falschen Schein gekauft hat.
Den Übergang von der Sommer- zur
Winterzeit haben wir schon hinter uns gebracht. Das sollte ja
eigentlich nicht schwer sein, weil man eine Stunde länger im Bett
bleiben kann. Aber seltsamerweise fühle ich mich trotzdem müde. Ob
das mit der Dunkelheit zu tun hat, das sollen Mediziner und
Psychologen austüfteln. Ich merke nur, dass die Lebensweise in
Deutschland für mich gewöhnungsbedürftig ist. Überhaupt fehlt mir
die Energie, die ich früher hatte. Da wären die Kisten schon längst
alle ausgepackt und der Inhalt wäre eingeräumt gewesen.
Aber es scheint so, dass wir wirklich
an dem Punkt angekommen seien, wo man das Leben langsamer lernen muß.
Dann wollen wir damit anfangen.Mit Gottes Hilfe wird es eine gute
Zeit werden. Und irgendwann fängt dann das neue Leben an, „im
Lande, wo es besser ist“ , wie Matthias Claudius es nennt. Dafür
lohnt es sich.