Dienstag, 14. Januar 2014

Verkleideter Segen und versteckter Fluch



Als vor ca 40 Jahren die :Ölkrise war, als die arabischen Staaten, das Öl als politisches Druckmittel benutzten und die Leute gezwungen waren, weniger Auto zu fahren, sprachen einige amerikanische Kollegen von einem „blessing in disguise“, also einem verkleideten Segen. Sie meinten damit, diese Krise, unter der alle stöhnen, ist doch in Wirklichkeit ein Segen, weil wir dadurch lernen müssen, andere als fossile Energiequellen zu benutzen. So sind wir nicht mehr so erpressbar, und die fossile Energie kommt sowieso an ihre Grenzen.
Das ist nicht nur im Blick auf das Öl so.  Oft sind Krisensituationen nötig, damit Menschen nicht nur ihre Grenzen, sondern auch ihre wahren Kräfte kennenlernen. Mein Schwiegervater sagte dann immer: “Was mich nicht umbringt macht mich stärker.“ Neidisch auf andere zu blicken, denen es besser zu gehen scheint, oder gar in Selbstmitleid zu versinken, ist nie eine Hilfe. Im Vertrauen auf Gott voranzugehen, ist immer die bessere Alternative. Was auf den ersten Blick wie ein Verhängnis oder eine Belastung aussieht, kann sich später als Segen entpuppen.
Aber es gibt auch die andere Seite. Was auf den ersten Blick wie ein Segen aussieht, kann sich bei genauem Hinsehen als Fluch entpuppen. Als wir in Deutschland einkaufen gingen, staunten wir über die Preise! Wie konnte das denn alles so billig sein!    Meine Lieblingsschokolade konnte ich bei jeder Gelegenheit kaufen. Das führte dann dazu, dass ich mehr davon aß, als meiner Gesundheit zuträglich war. Guter Wein so günstig, dass ich bei jedem Einkauf eine Flasche in den Einkaufswagen legen konnte. Das Ergebnis : morgens Krämpfe in den Beinen, weil sich meine Medizin nicht mit Alkohol verträgt.
Der Luxus, der uns heute zur Verfügung steht, ist also nicht nur zu begrüßen. Gott danken für das, was uns gut tut, ist schon richtig. Aber wissen, wenn etwas so viel geworden ist, dass es der Gesundheit schadet, ist kann lebenswichtig sein. Und das Raffinierte ist, dass der Maßstab für jeden Menschen wieder anders sein kann. Medizin ist ein Segen. Aber wer drogenabhängig geworden ist, für den ist der gleiche Stoff zum Fluch geworden.
Zum Beipiel im Blick auf den Alkohol gibt es viele Menschen, die sich da etwas vormachen. Oft sehen die anderen objektiver als man selbst. Deshalb ist es gut, wenn man gute Freunde hat, denen man vertrauen kann. Und es ist wichtig, auf sie zu hören. 

Donnerstag, 2. Januar 2014

Hell und Dunkel deines Lebens...



Im Anfang unserer Zeit in Japan hat es mich ziemlich erstaunt, dass die Sonne dort so hell scheint. Sogar im Winter, wo ich es eher dunkel und kalt gewohnt war, konnte die Sonne kräftig scheinen. Meine Frau freute sich, dass die Wäsche meistens draußen auf der Leine trocken wurde. Ich fand es schade, dass ich gar nicht so viel Gelegenheit hatte, im Haus die Kerzen anzuzünden. Und die Sonne ließ ich mir ja im Winter noch gefallen, aber im Frühjahr wurde sie mir schon zu heiß, und ich lief lieber im Schatten.   
Aber nach ca 40 Jahren habe ich mich doch etwas an die japanische Wärme gewöhnt. Die andauernde Dunkelheit geht mir auf den Geist. Wenn eben möglich, suche ich den selten gewordenen Sonnenschein zu einem Spaziergang zu nutzen. Die Helligkeit stört mich nicht mehr, im Gegenteil ich weiß sie zu schätzen.
Mir fällt eine Liedstrophe ein, die wir in der Jugend oft gesungen haben: „Hell und Dunkel deines Lebens sind ein Ruf nach Haus…“ Und es ist tatsächlich so. Beides gebraucht Gott, um uns daran zu erinnern, dass er bei uns ist und uns helfen will. Wenn das Herz voll ist  von Freude und Begeisterung, dann kann ich das meinem Gott sagen und ihm dafür danken. Und die Freude wird dadurch noch ein bisschen tiefer. Und wenn die Not mich niederdrücken will, dann kann ich auch darüber mit meinem Gott sprechen. Und die Erfahrung, dass Gott mich ernst nimmt, dass ich ihm meine Sorgen tatsächlich abgeben kann, die macht mein Herz leichter.
Dann kann ich Bonhoeffers Worte mitsprechen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“