Im Anfang unserer Zeit in Japan hat es mich ziemlich
erstaunt, dass die Sonne dort so hell scheint. Sogar im Winter, wo ich es eher
dunkel und kalt gewohnt war, konnte die Sonne kräftig scheinen. Meine Frau
freute sich, dass die Wäsche meistens draußen auf der Leine trocken wurde. Ich
fand es schade, dass ich gar nicht so viel Gelegenheit hatte, im Haus die
Kerzen anzuzünden. Und die Sonne ließ ich mir ja im Winter noch gefallen, aber
im Frühjahr wurde sie mir schon zu heiß, und ich lief lieber im Schatten.
Aber nach ca 40 Jahren habe ich mich doch etwas an die
japanische Wärme gewöhnt. Die andauernde Dunkelheit geht mir auf den Geist.
Wenn eben möglich, suche ich den selten gewordenen Sonnenschein zu einem
Spaziergang zu nutzen. Die Helligkeit stört mich nicht mehr, im Gegenteil ich
weiß sie zu schätzen.
Mir fällt eine Liedstrophe ein, die wir in der Jugend oft
gesungen haben: „Hell und Dunkel deines Lebens sind ein Ruf nach Haus…“ Und es
ist tatsächlich so. Beides gebraucht Gott, um uns daran zu erinnern, dass er
bei uns ist und uns helfen will. Wenn das Herz voll ist von Freude und Begeisterung, dann kann ich
das meinem Gott sagen und ihm dafür danken. Und die Freude wird dadurch noch
ein bisschen tiefer. Und wenn die Not mich niederdrücken will, dann kann ich
auch darüber mit meinem Gott sprechen. Und die Erfahrung, dass Gott mich ernst
nimmt, dass ich ihm meine Sorgen tatsächlich abgeben kann, die macht mein Herz
leichter.
Dann kann ich Bonhoeffers Worte mitsprechen: „Von guten
Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit
uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
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